Durch die Corbières und das Land der Katharer


Im Corbières-Massiv zufüßen der Pyrenäen, mit seinen sanften Hängen und engen, gewundenen Straßen, dominiert das würzig duftende Buschland der garrigue. Es bietet eine große Vielfalt an Landschaften, von den Salzwasserlagunen von Bages, Gruissan, Sigean und Leucate, den feinen Sandstränden von Narbonne-Plage und Gruissan bis zu den beeindruckenden Burgruinen von Peyrepertuse und Quéribus in schwindelerregender Lage auf felsigen Gipfeln, die den Katharern als Zufluchtstätten dienten, die während des Kreuzzuges gegen die „Albigenser“ vor der Inquisition flüchteten.

Das Land der Katharer bietet auch die eindrucksvollste mittelalterliche Zitadelle und Stadt des Languedoc: Carcassonne. Mit ihren berühmten römischen und mittelalterlichen Befestigungen, dem doppelten Mauerring und ihren 53 Türmen, ist sie nicht grundlos seit 1997 Teil des Weltkulturerbes der UNESCO.

Außerdem ist es reich an frühen romanischen Kapellen (ab dem 9, Jhdt., etwa St. Siméon in Boutenac, Montbrun), Klöstern und Abteien, wie denen von Fontfroide (Zisterzienser) und Lagrasse, St. Hilaire (6. Jhdt.) und St. Polycarpe (Ende des 8. Jhdts. gegründete Benediktinerabtei).

Der Canal du Midi ist eine andere Welterbestätte: Er wurde in 14 Jahren (1667 – 1681) auf Initiative von Pierre-Paul Ricquet gebaut, um über 240 km das Mittelmeer mit dem Atlantik zu verbinden. Gesäumt von alten Platanen, Pappeln und Pinien, die zum Charme seiner vielen elegant geschwungenen Schleusen und Brücken beitragen, ist er besonders für seine zahlreichen, einfachen Spaziergänge und Radtouren geschätzt.

Neben Narbonne, der Hauptstadt der römischen Provinz Gallia Narbonensis, sind zwei archäologische Stätten von besonderem Interesse. Das römische Töpfermuseum Amphoralis in Sallèles d’Aude über der Ausgrabungsstätte eines Töpferdorfes (1. Jhdt. v.Chr.) mit einer großen Gruppe von Werkstätten zur Herstellung von Amphoren (für den Wein- und Olivenöltransport) und anderer Gebrauchskeramik, zeigt einen rekonstruierten Töpferofen und verschiedene Herstellungs- und Feuerungstechniken, die in gallorömischer Zeit in Gebrauch waren. Das Oppidum von Ensérune, das seit dem 6. Jhdt. v.Chr. eine bedeutende Siedlung war, nahe derer später die Via Domitia vorbeiführte, stellt in seinem Museum eine reiche Sammlung von Gegenständen des täglichen Gebrauchs und vor allem Grabbeigaben aus.

Naturliebhaber werden die große Vielfalt an Wander- und Radfahrmöglichkeiten schätzen. Die sehr gepflegten Nebenstraßen dieser dünn besiedelten Region – die Bevölkerungsdichte liegt bei 35 Einw./km² - sind nur sehr wenig befahren. Radfahrer haben die Wahl zwischen sehr verschiedenen Touren, etwa am Canal de la Robine entlang von Narbonne bis nach Port la Nouvelle oder auf der Küstenstraße zwischen Gruissan und Fleury d’Aude, oder aber - für erfahrene Querfeldeinfahrer – durch das Massiv von Fontfroide. Vogelfreunde können nicht selten Flamingos (vor allem in der Nähe von Bages), Reiher, Möwen und Bussarde beobachten – sogar einige Bonelliadler nisten noch im Massif de la Clape.

Den kulinarisch Interessierten bieten die Corbières ein reiches Angebot an Regionalprodukten, vom feinen Rosmarin- oder würzigen Garrigueblütenhonig, der schon in römischer Zeit geschätzt wurde, Lucques-Oliven mit ihrer typischen länglichen Form und festem Fleisch, Ziegen- und Schafskäse bis hin zu Austern und Muscheln aus den étangs und vielerlei frischem Fisch aus dem Mittelmeer, wie Thunfisch, Sardinen, rougets (rote Meerbarben), pageots (Brassen), loups de mer (Wolfsbarsche), Anchovis. Auch das Angebot an hervorragendem Gemüse und Obst aus der Region ist sehr reichhaltig (Pfirsiche, Nektarinen, Aprikosen, Melonen im Sommer, Feigen, Granatäpfel, Mandeln und Kastanien im Herbst, im Winter Kaki etc.). Jedes Jahr finden zwischen Mitte Dezember und Ende Januar verschiedene Trüffelmärkte statt. Die Regionalküche basiert auf Olivenöl, Knoblauch, Kräutern aus der garrigue und Oliven. Die typischen Gerichte, wie cassoulet (weiße Bohnen mit Ente, Wurst und/oder Bauchspeck), confit aus Ente oder Gans, tapenade (Paste aus grünen oder schwarzen Oliven), Aal-bourride, gefüllte Muscheln, brandade aus Klippfisch, anchoiade aus Anchovis, sind es wert, probiert zu werden!

Und nicht zuletzt sind die Corbières nicht nur für ihre lange und wechselvolle Geschichte berühmt, sondern auch für ihre großen Weine! Mit 40.000 ha Weinbergen und 16 Millionen Hektolitern Wein ist es das größte Weinbaugebiet Frankreichs – und das älteste: Bereits im 6. Jhdt v.Chr. wurde der Weinbau hier von griechischen Kolonisten eingeführt und der Corbières war schon in Rom sehr beliebt. In den letzten 30 Jahren entwickelte sich der Corbières vom robusten vin de pays zum feinen AOC (appellation d’origine contrôlée), Qualitätsbezeichnung, die ihm 1985 verliehen wurde. In den 11 terroirs (Großlagen) mit ihren geologischen und mikroklimatischen Besonderheiten wird eine Vielfalt an Rebsorten auf sehr unterschiedlichen Böden (Kalk, Sandstein, Lehm, Kies) angebaut. Genießen Sie das elegante Bouquet, etwa aus Süßholz, Kirsche und Thymian, verbunden mit edel durchdrungener Gerbsäure. Neben den körperreichen Rotweinen, die 80% der Gesamtproduktion ausmachen, gibt es auch fruchtige Rosés und trockene Weißweine (aus den Rebsorten Bouboulenc, Maccabeu, weißem Grenache und Marsanne). Es wird auch muscat, ein feiner Süßwein, erzeugt, vor allem im Fitou-Gebiet, aber auch in Cascastel, Paziols und Tuchan, und wird entweder als Aperitif oder Dessertwein getrunken oder aber – zu Enten- oder Gänsestopfleber(pastete) und Blauschimmelkäse! Sie sollten aber während Ihres Aufenthaltes auch nicht die Gelegenheit versäumen, eine fruchtige blanquette de Limoux zu probieren, ein Schaumwein aus Mauzac- und Chardonnaytrauben, der 1531 zuerst von Benediktinern erzeugt wurde und insofern ein Vorfahre des Champagners ist, als er schon vor diesem nach dem sogenannten "Champagner"-Verfahren produziert wurde.




Fontjoncouse ist ein kleines, in der Natur verlorenes Dorf, das durch Gilles Goujon, den mit drei Michelin-Sternen ausgezeichneten Koch der Auberge du Vieux Puits, bekannt geworden ist.






Lagrasse mit seinen beiden Brücken (eine davon aus dem 11. Jhdt.) seinem malerischen, teilweise überdeckten Marktplatz, den engen Gassen mit Kopfsteinpflaster, ist eins der schönsten Dörfer im Tal des Orbieu. In der Kirche der Abtei Ste. Marie d'Orbieu, die schon im 9. Jhdt. gegründet wurde, gibt es einige Fragmente von Skulpturen, die dem "Meister von Cabestany" (12. Jhdt.) zugeschrieben werden.


Carcassonne ist mit Sicherheit die meistbesuchte mittelalterliche Stadt des Languedoc. Die wenigsten Besucher aber nehmen sich die Zeit für einen Spaziergang zwischen den konzentrischen Mauerringen und genießen die Aussicht vom Wehrgang und die ganz besondere Atmosphäre hier, abseits des Trubels in den Hauptstraßen und auf den Plätzen der Stadt.


Die äußerst beeindruckende Burg Peyrepertuse, einer der "fünf Söhne von Carcassonne" ist eine der größten Katharerburgen. Sie trägt vollkommen zu Recht ihren Namen, der "Felsendurchbruch" bedeutet.Auf einem felsigen Berggipfel gelegen, mit einem spektakulären Rundblick bis Perpignan und zum Mittelmeer, besteht sie aus zwei Teilen, dem "château bas", der eigentlichen Burg auf der östlichen Seite und dem "château St. Gerorge" an der Westseite auf dem höchsten Gipfel des Berges (796m).



Quéribus (729m über dem Meeresspiegel), der östlichste "Sohn" von Carcassonne, steht auf einer nackten Felsspitze und ist bei klarem Weter von Peyrepertuse aus zu sehen. Sie war das letzte Bollwerk des Widerstandes der Katharer bis 1245. Die gothische Halle mit dem Zentralpfeiler und asymmetrischem Gewölbe ist besonders beeindruckend und hat zu verschiedensten Spekulationen Anlass gegeben. Das Dorf Cucugnan ist einen Halt wert, um die Statue der schwangeren Jungfrau in der Kirche zu sehen oder das Théatre Achille Mir für eine Aufführung der "Predigt des Pfarrers von Cucugnan" (Alphonse Daudet).


Villerouge-Termenès ist ein verschlafenes, mittelalterliches Dorf. Seine massive Burg, von vier Türmen flankiert, stammt aus dem 12. Jhdt. und war 1321 der Schauplatz der Verbrennung von Guilhelm Bélibast, dem letzten "Perfekten" der Katharer. Hier finden im Sommer mittelalterliche Bankette und historische Veranstaltungen statt, die von den Einwohnern des Dorfes organisiert werden


Padern
Die Ruinen der Burg (Turm und Treppe), die im 16. Jhdt. vollständig wiederaufgebaut worden war, ist vom Dorf aus leicht in einer halben Stunde zu Fuß zu erreichen, vorbei an der Kapelle St. Roch.


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